Richard
Sahla (1855-1931)
der Bückeburger Maestro und
letzte
Fürstlich-Schaumburg-Lippische
Hofkapellmeister wurde 1855 in Graz
geboren und hatte schon bald
den Ruf eines musikalischen
Wunderkindes. Nach anfänglichem
Privatunterricht in Geige und
Klavier, besuchte er das
Konservatorium des Steyrischen
Musikvereines u.a zusammen mit
Wilhelm Kienzl, Ferruccio Busoni und
Felix Weingartner. Mit 13 Jahren
begann er sein Violinstudium als
Schüler von Ferdinand David am
Leipziger Konservatorium, das er als
einer der vorzüglichsten
Schüler der Anstalt beendete.
Seit seiner Leipziger
Studienzeit war er mit dem
Violinvirtuosen Émile Sauret
und dem Dirigenten Fritz Steinbach
befreundet. Er debütierte
als Achtzehnjähriger in Leipzig
in einem Gewandhauskonzert und
erntete enthusiastischen Beifall
für sein technisch ausgereiftes
und musikalisch anregendes Spiel.
Mit dem Abschlussdiplom des
Leipziger Konservatoriums, dem Mekka
der Geiger, in der Tasche, startete
er als 18-jähriger eine
beeindruckende Karriere als
Violinvirtuose. Er hatte schnell den
Ruf, einer der talentiertesten
Violinvirtuosen seiner Zeit zu sein.
„Er entlockt seiner Stradivari
überirdische Töne. Goldene
Reinheit paart sich mit dem Dufte
süßer Poesie“,
schwärmte ein Kritiker 1880
nach einem Auftritt in der Wiener
Hofoper.

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Am
1. Oktober 1875 trat
der
zwanzigjährige
Sahla als Sologeiger
für acht Monate
in die
Schaumburg-Lippische
Hofkapelle ein.
Danach nahm er eine
Stelle als Erster
Konzertmeister im
schwedischen
Göteborg an und
war von 1878 bis
1880 Mitglied des
Wiener
Hofopernorchesters,
wo er als gefeierter
Solist auftrat und
von der Wiener
Presse mit dem
spanischen
Wundergeiger Pablo
de Sarasate
gleichgestellt
wurde. Sahlas
Kompositionen
für Violine und
Klavier: Spanischer
Tanz, Nocturno Nr. 1
(B-dur) und Nocturno
Nr. 2 (E-Dur) sind
„Pablo de
Sarasate in
Verehrung
zugeeignet“.Im
Herbst 1881 trat er
mit Wilhelm Kienzl
und der
Sängerin Aglaja
Orgeni eine 66
Konzerte umfassende
Konzertreise durch
ganz Ungarn,
Kroatien, Mittel-
und Norddeutschland
an, die dadurch
zeitweilig
abenteuerlich wurde,
dass der Impresario
mit der Kasse
durchbrannte. |
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Die
auf dieser Reise entstandene
Rumänische Rhapsodie widmete
Sahla der befreundeten Fürstin
Amalie Hügel-Teck, der Tochter
des Herzogs von Württemberg und
Nichte der Königin Victoria von
Großbritannien.
Von 1882 bis Anfang 1888 wirkte
Richard Sahla als erster
Konzertmeister an der
Königlichen Hofoper in
Hannover, wo er sich viele Freunde
erwarb. Zu diesen zählten die
Liszt-Schüler Ingeborg von
Bronsart, eine international
erfolgreiche Pianistin und
Komponistin, und ihr Gatte Hans
Bronsart von Schellendorff, von 1867
bis 1887 Direktor des
Königlichen Theaters Hannovers.
Sahlas 1904 veröffentlichte
Ballade für Violine und Klavier
ist „Ingeborg von Bonsart
zugeeignet“.
  
Der Fürstl.
Schaumburg-Lippische
Hofkapellmeister Richard Sahla und
seine Frau, die
Kammersängerin Anna Sahla mit
der 1899 geborenen Tochter
Richarda in Bückeburger
Tracht (Bild Mitte)
Am 1. April 1888 trat er den Posten
des Hofkapellmeisters in
Bückeburg an. Er erweiterte die
Hofkapelle und gab mit ihr
Gastkonzerte in Hannover, Bremen,
Hamburg und Berlin. Mit dem
40-köpfigen Ensemble erregte er
zunehmend überregionale
Aufmerksamkeit. Komponisten wie 1911
Max Reger gastierten mit ihren
Werken in Bückeburg als
Solisten unter Sahlas Leitung. Als
Violin-Solist gastierte er weiterhin
erfolgreich besonders mit den
Violinkonzerten Paganinis, dem
Beethoven-Violinkonzert und dem
Violinkonzert von Johannes
Brahms. Als Dirigent galt sein
besonderes Augenmerk den damals noch
weitgehend unbekannten Komponisten,
darunter Berlioz, Brahms, Bruckner,
Debussy, Liszt, Mahler, Sibelius
sowie Richard Strauss und
Wagner mit einem Wirkungskreis, der
von Russland bis nach Nordamerika
reichte. Viele Gastdirigate
führten Sahla zu den Berliner
Philharmonikern und zu dem
Blüthner-Orchester und er
leitete in Berlin die
Uraufführungen aller 6
Violinkonzerte von Henri Marteau,
mit dem er, wie auch mit Max Reger
eng befreundet war. 1906 war er
Gustav Mahler, den er in dessen
Hamburger Zeit kennen- und
schätzen gelernt hatte, bei der
Uraufführung seiner 6.
Symphonie in a-Moll in Essen
behilflich. In Bückeburg
erklangen denn auch u.a. zwischen
1900 und 1911 Mahlers 4. Symphonie
(die mit dem Himmlischen Leben, mit
seiner Frau, der Kammersängerin
Anna Ruth Sahla als Solistin)
Bruckners 3. Symphonie,
sämtliche Beethoven Symphonien
sowie die Sinfonischen Dichtungen
von Richard Strauss und Franz Liszt.
Arthur
Nikisch urteilte 1917 über
Sahla: „Er ist ein gottbegnadeter,
erlesener Künstler“.

Konzert im Festsaal des
Schlosses Bückeburg im
Beisein Kaiser Wilhelms II., am
Dirigentenpult stand Richard
Salah, Solist war der Geiger Henri
Mateau (mit dem Rücken zum
Fotografen)
Während des Ersten Weltkrieges
wurde Richard Sahla mit der
Gründung und Leitung der
Orchesterhochschule des
Verbandes Dt. Kapellmeister
beauftragt, die ein eigens für
diesen Zweck errichtetes
Gebäude bezog. Und
schließlich wurde 1917
auf Sahlas Initiative hin das
Fürstliche
musikwissenschaftliche Institut
gegründet, dem die
bedeutendsten
musikwissenschaftlichen
Größen der damaligen Zeit
angehörten, wie z.B. Hugo
Riemann, Hermann Kretzschmar, Ludwig
Ferdinand Schiedermair, Arnold
Schering, Hermann Abert, Hans
Joachim Moser, Wilhelm
Furtwängler, Richard Sahla und
viele andere. Richard Sahla betreute
in dieser Zeit als Lehrer zwei
Violinklassen, eine in Hannover und
eine in Bückeburg.
Nach dem Ersten Weltkrieg brachen
für Sahla schwere Zeiten an.
Zeitweise musste er sein Brot als
Kaffeehausgeiger in Hannover
verdienen. Vorübergehend hielt
er sich mit seiner Frau, der
Hofsängerin Anna-Ruth Sahla,
einer gebürtigen Amerikanerin,
in Amerika auf. Seinen letzten
großen Auftritt in
Bückeburg hatte er 1925 bei
einem Konzert zur Feier seines 70.
Geburtstages. In Buffalo
organisierte er zum 100. Todestag
von Beethoven im Jahre 1927 ein
Beethovenfest, bei dem er als
Violinsolist und als Dirigent
glänzte. Und schließlich
spielte 1930 in Washington noch die
Violinsonate in Es-Dur von Richard
Strauss.
Der Geiger David-F.
Tebbe stieß aufgrund seiner
Recherchen zu seiner schriftlichen
Examensarbeit mit dem Thema Richard
Sahla – Violinvirtuose, Maestro und
vergessener Komponist (eingereicht
2012 bei Professor Thomas
Schipperges an der Staatlichen
Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst Mannheim) auf
eine ungeahnt große Anzahl
weiterer gedruckter Kompositionen
Sahlas, wobei ihm dessen Enkelsohn,
der Fernsehredakteur und Buchautor
Peter Sahla – heutzutage
Ehrenpräsident der
Internationalen Richard Sahla
Gesellschaft – eine Vielzahl
ungedruckter Kompositionen aus
seinem Besitz zugänglich
machte, die noch der
Veröffentlichung bedürfen,
darunter ein vollständiges
Konzert für Violine und
Orchester in d-Moll.
Einige Autographen seiner
Kompositionen und einige gedruckte
Werke befinden sich im
Niedersächsischen Staatsarchiv
Bückeburg.
 
Musikbeispiele
für das kompositorische
Schaffen von Richard Sahla
Kieu Trang Pham singt Richard Sahla "Liebeseligkeit"
"Du bist die Ruh"- David Tebbe spielt Richard Sahla
Richard Sahla: Schlummerliedchen
Cradle-Song by Richard Sahla:Schlummerliedchen (Slumber-Song)
David Tebbe spielt Richard Sahla Capriccio As-Dur
Richard Sahla -Träumerei (Robert Schumann)
Richard Sahla: Schlummerliedchen
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Internationale
Richard Sahla Gesellschaft e.V.
▪ Schloss
Bückeburg ▪
Schlossplatz 1 ▪
31675 Bückeburg
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